Monikas TIPP:

Anne Siegel -  Wo die wilden Frauen wohnen

Was haben eine Schlafforscherin, eine Geothermalingenieurin und eine Bierbrauerin gemeinsam? Sie und noch einige mehr, werden im Buch von Anne Siegel „wo die wilden Frauen wohnen“ portraitiert. Alle leben in Island und sind durch ihre Biografie zu unabhängigen, starken Frauen geworden, die mitten im Leben stehen und erfolgreich ihre Berufe ausüben.  Sie schöpfen Kraft an ihren individuellen Kraftorten und erzählen von ihrem Leben. Eingebettet sind diese Lebensgeschichten in viele interessante Hintergrundinformationen über das vergangene und aktuelle Leben in Island.  

Die portraitierten Frauen sind ihren eigenen Lebensweg gegangen, haben oft im Ausland gelebt und studiert. Sie sind nach Island zurückgekommen, um ihre Bestimmung zu leben und die Chance zu packen, die ihnen geboten wurde. Die Verbundenheit mit der Natur und das Wissen um ihre Stärke, das sie aus dem Erbe der Isländischen Frauen nehmen, gibt ihnen die nötige Kraft ihre Pläne umzusetzen.

Ein Buch für Islandfans und solche, die es werden wollen, ein Buch aber auch für Frauen, die selber beruflich oder privat „in einem wilden Land“ unterwegs sind.

Margits TIPP:

Christiane Ritter -  Eine Frau erlebt die Polarnacht

 

Es ist die wahre Geschichte einer sehr mutigen Frau, die 1898 geboren wurde. Sie war eine österreichische Malerin und Autorin.

1934 folgte sie ihrem Mann im Winter nach Spitzbergen. In einer winzigen Hütte war sie weitgehend auf sich allein gestellt, während ihr Mann oft tagelang auf der Pelzjagd war. Ihr unglaublicher Wille, ihre Kraft sowie ihr Durchhaltevermögen ließen sie in einem bitter kalten und entbehrungsreichen Winter in der Arktis überleben.

Christiane Ritter gelang es, den Wert der arktischen Natur für den Menschen und dessen Psyche zu schildern. Ihr Buch wurde in sieben Sprachen übersetzt. Es gehört zu den Standardwerken der deutschsprachigen Polarliteratur und wird bis heute verlegt. 

Für mich war dieses Dokument besonders beeindruckend, da ich die Art ihrer dortigen Lebensverhältnisse durch den Besuch einer solchen Hütte auf meiner Reise in diese bizarre Inselwelt selbst kennenlernen konnte. Es war im Sommer.

Evas TIPP:

Laura Freudenthaler - Die Königin schweigt

„Wer sind diese Vergangenheitsfahrer, sie alle wollten hingehen, wo irgendwann einmal etwas gewesen ist, und begreifen nicht, dass eine Rückkehr unmöglich ist“. 
Doch Fannerl, die Protagonistin des Erstlings-Romans von Laura Freudenthaler, weigert sich, das zu erzählen: Die Königin schweigt. Ein Schweigen, das sich über Generationen hinzieht. Über gewisse Dinge spricht man nicht, sagte schon Fannerls Vater. Nichts sagen, nicht hinschauen und einander auch nicht anschauen hat Fannerl verinnerlicht, deren Lebensgeschichte, beginnend am elterlichen Hof in der 1930er Jahren bis zu ihrem Lebensende in knappen Abschnitten in einer wunderbar einfachen und prägnanten Sprache geschildert wird. Ihr wichtige Personen werden nie beim Namen genannt – wie die Enkeltocher und auch ihr Ehemann, der Schulleiter und Lehrer. Ihrem Sohn versagt sie die mütterliche Hilfe, als er als Kleinkind in der Nacht von Angst geplagt wird. Das Verhältnis zwischen den beiden gipfelt im Suizid des Sohnes, sie verweigert die Teilnahme am seinem Begräbnis. Ihre Enkeltochter jedoch ist neugierig und beharrlich, schenkt Fannerl ein Buch mit der Bitte, ihre Lebensgeschichte hineinzuschreiben, es bleibt leer. Auch wenn sie sich die Erinnerungen an den strengen, immer auf Haltung bedachten Vater und die durscheinende, zum Geist gewordene Mutter vom Leib halten will, je älter und einsamer sie wird, desto mehr verschaffen sich diese Gehör und unversehens tauchen die vielen Tote und die Verluste wieder auf. Freudenthalers Sprache ist sehr fein, sie deutet an, ist voller Symbolik. Man muss auch zwischen den Zeilen lesen und wird reich beschenkt. Es ist ein ruhiges Buch vom Verlust der Sprache und der Kommunikation, denn nie wird darüber geredet, was Sache ist, was dem gegenseitigen Verständnis helfen würde. Die Biografie von Fanny, einer sehr stolzen, einsamen und alten Frau, ist sehr berührend, ohne in Kitsch oder Trivialität abzusinken. 

Monikas TIPP: 

Joël Dicker – Das Verschwinden der Stefanie Mailer

Ein Schweizer natürlich! Joël Dicker lebt in Genf und machte sich als Tierschützer, Jurist, Autor, Schauspieler einen Namen. Ein Hansdampf in allen Gassen also und so vielschichtig, wie sich seine Berufsbiografie liest, ist auch sein neuester Roman. Auf rund 700 Seiten, von 1994 bis 2014, mit gefühlten 100 Romanfiguren und geschätzten 15 Morden entwickelt sich ein Panorama an Geschichten, Biografien, Schicksalen und Intrigen. Die Geschichte beginnt im Sommer 1994 in der amerikanischen Kleinstadt Orphea in den Hamptons und bekommt 2014 durch das Verschwinden von Stephanie Mailer neue Aktualität. Die Vermisste soll gefunden werden und der 20 Jahre alte Fall wird neu aufgerollt. 

 

Joël Dicker schreibt gekonnt, fesselnd und detailreich. Und immer wieder wechselt die Erzählperspektive. Beim Lesen wird man zum Mitraten, zum Spekulieren über den Ausgang der Geschichte animiert und ist immer wieder betroffen von den einzelnen Schicksalen, die erzählt werden. Das Geschehen der Vergangenheit wird puzzleartig zusammengesetzt und immer wieder kommt es zu überraschenden Wendungen.

 

Das Verschwinden der Stefanie Mailer ist ein Krimi, ein Gemälde aus der amerikanischen Provinz, ein Buch über das Schreiben und Menschen, die Schriftstellerinnen und Schriftsteller werden wollen. Es ist ein Buch über die großen Träume und das Scheitern von Menschen und es ist ein Buch, das man am liebsten in einem großen Atemzug durchlesen möchte. Großes Kino im Kopf also.

Evas TIPP:

Petra Hartlieb –  Weihnachten in der wundervollen Buchhandlung  

Was kann für Bücherfreunde schöner, verlockender sein als eine Buchhandlung? Eine liebevoll, persönlich geführte Buchhandlung! Von einer solchen erzählt dieses wunderbare Buch, das ich Weihnachten unter dem Christbaum fand und schon am ersten Weihnachtstag zur Seite legen musste, ich hatte es ausgelesen. Das war der einzige Wermutstropfen, sonst kann ich es nur wärmstens empfehlen! Die Buchhändlerin ist die Autorin, Petra Hartlieb, es gibt sie in dieser Rolle; genauso wie ihre Buchhandlung in Wien. Sie lässt uns teilhaben an ihrer intensivsten Zeit des Jahres, den Wochen im Advent. Wer bis jetzt noch nicht davon geträumt hat, der möchte es sicher nach der Lektüre dieses Buches machen: eine Buchhandlung eröffnen, trotz der Warnung „Und am vierundzwanzigsten Dezember sind wir tot...“ 

Margits TIPP:

Wolfram Fleischhauer – Drei Minuten mit der Wirklichkeit 

 

Tanzen Sie gerne? 

 

Dieses Buch nimmt uns mit in die Welt des klassischen Balletts und des Tango, welche wir nie zuvor auf eine solche Weise kennenlernen konnten. Gleichzeitig ist es eine traurige Erinnerung an die blutigste Geschichte Argentiniens, die zum Teil auch mit dem Regime der ehemaligen DDR verbunden war.

 

All dies, mit großer Leidenschaft und hoch gefährlichen Momenten verwoben, ließ einen ganz besonderen Roman, fast Krimi, durch einen Autor (selbst Tangotänzer und Piazzola-Fan) entstehen, der bekannt ist für seine detaillierte Recherche. 

 

Es ist ein älteres Buch, welches allerdings an seiner Sprengkraft nichts verloren hat.