30. November 2020
Monika
Bei diesem Plakat am Bahnhof musste ich doch zwei Mal hinschauen. Grafisch hat es mich sofort beeindruckt. Mensch und Maschine, Mensch als Maschine unglaublich wie das Bild mich anzieht. Die Umsetzung der Botschaft dieser NGO, sich für faire Arbeitsbedingungen für Textilarbeiterinnen auf der ganzen Welt einzusetzen, ist gelungen.
Hoffen wir darauf, das die konkrete Umsetzung des Anliegens genau so einfährt, wie dieses Plakat.
Eva
Heute las ich in der Zeitung die Bauernregel zum Tag: „Andreas kalt und klar, bringt fürwahr ein gutes Jahr.“ Vielleicht ist ja doch was dran, an den alten Regeln und Beobachtungen, die halfen, anhand des Wetters das Leben besser zu verstehen und die Zukunft so zu deuten. Hier verhält es sich wie beim Tageshoroskop, wenn es etwas Gutes vorhersagt, dann glauben wir dran. Wie heißt es so schön? Glaube versetzt Berge! Drum glaube ich dran, dass 2021 fürwahr ein gutes Jahr sein wird! Es war so kalt und klar, besser ging’s gar nicht.
Margit
Der Soft-Lockdown wurde verlängert. Das Leben geht weiter aber mit Entschleunigung. Wie sagte doch Karl Valentin? "Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es schon ist."
Laut Achtsamkeits-Lehre sollen wir jeden Tag im Hier und Jetzt leben. Da es in diesen Zeiten nicht anders möglich ist, ergebe ich mich darin, keine Pläne schmieden zu können. "Ich lebe jetzt" und "Ich bin happy" steht auf zwei Karten, die ich gleich morgens nach dem Aufwachen lesen kann. Sie haben nun eine noch größere Bedeutung für mich. Mein bisheriges Motto "Ich reise, also bin ich" habe ich geändert in "Ich schreibe, also bin ich" und ich freue mich auf jeden neuen Tag.
29. November 2020
Monika
Sonntagsbrunch mit Grittibänz – eine Adventstradition bei uns ist das Backen von Grittibänzen oder Grittifrauen. Die Historiker sind sich nicht einig über die Geschichte des Gebäcks. Gemäss «Kulinarischem Erbe der Schweiz» wird der Ursprung in einem Kinderumzug mit Kinderbischof vermutet, der im 14. Jahrhundert jeweils am 6. Dezember stattfand. Dabei wurden die Teilnehmer am Schluss mit einem Wecken aus Weissmehl beschenkt.
Sicher ist, dass dieses Gebäck schon seit Jahrhunderten in Deutschland, im Elsass und in der Schweiz während der Weihnachtszeit gebacken wird – in Form eines Mannes wurde es aber erst im 19. Jahrhundert erwähnt. «Chriddibänz» hiess es – da ist die Bezeichnung «Grittibänz» nicht weit entfernt. Ein «Gritti» ist im Berner Dialekt ein alter, gebrechlicher Mann, der mit gespreizten Beinen geht, denn «grätte»/«gritte» bedeutet «die Beine spreizen, grätschen». «Bänz» ist eine Koseform von Benedikt und ähnlichen, früher beliebten Männernamen. Unklar ist, warum man das Gebäck heute fast nur in männlicher Gestalt sieht. Ein Zürcher Niklausspruch aus 1546 deutet nämlich darauf hin, dass auch weibliche Formen üblich waren.
Eva
Wir sagen euch an, den lieben Advent. Sehet, die erste Kerze brennt…
Ja, es ist wirklich schon wieder so weit: erster Adventsonntag. Meine Freundin ist Gott sei Dank wieder gesund und sie hat mir diesen wunderschönen, selbst gebundenen Adventkranz vor die Tür gelegt. Er wird mich die ganze Adventzeit begleiten und mich immer wieder daran erinnern, wie wichtig und schön Freundschaften sind.
Margit
Erster Advent. Vor einem Jahr erlag ich dem Weihnachts- und Lichterzauber von New York City. Mein Traum wurde Wirklichkeit. Glitzernde Weihnachtsmärkte, Pirouetten drehende Eisläufer, ein Musical, die X-Mas-Show der Rockettes, der gigantische Weihnachtsbaum am Rockefeller-Center. Keine Frage, es war kitschig und als dann noch ein Schneesturm einsetzte, war es perfekt. Wird es jemals wieder so sein?
28. November 2020
Monika
Eine Freundin, mit einem Theaterabo des Theaters St. Gallen, hat für heute Abend Plätze ausgelost zugestellt bekommen. Fünfzig Personen wurden ausgewählt, die Samstagabendvorstellung sehen zu dürfen. Sie war dabei und nimmt mich mit. Gespielt wird das Rock-Musical The black Rider von Tom Waits, Robert Wilson und William S Burroughs. Wie lange war ich nicht mehr im Theater! Sicher seit September – für mich eine Ewigkeit.
Eva
Es war ein mystischer Anblick, als die Nebelschwaden ganz knapp über die Oberfläche des Offensees zogen. Da kann man sich es gut vorstellen, wie die Seelen der Verstorbenen als Seegeister nur an bestimmtem Tagen im Jahr aus dem See emporsteigen durften. Immer dann, wann nach kalter Nacht die Sonne für kurze Zeit hinter dem Berg hervorkam und den See berührte. Dann musste der See die armen Seelen freigeben, aber nur kurz, um sie anschließend wieder für lange lange Zeit in seinen Tiefen versinken zu lassen. Die Menschen hörten in den kalten und schier unendlich langen Winternächten den Wind singen und meinten, es wären die armen Seelen, die im Fegefeuer qualvolle Leiden ertragen mussten. Sie erschauerten vor Angst und fürchteten, von ihnen geholt zu werden. Sie schlossen die Türen und Fensterläden noch fester zu als sonst und beteten.
Margit
Der 28. November ist der Tag, an dem meine Gedanken, wie an jedem der vergangenen 33 Jahre, bei meiner Freundin Maureen sind. Mit der "Helderberg" war sie auf dem Weg von Taipeh nach Johannesburg, ihrer Heimat, während ich mich gleichzeitig in der Luft befand, auf meiner Heimreise von Nepal nach Deutschland. Sie kam nicht mehr an. Ich hatte Glück.
27. November 2020
Monika
Jedes Jahr mache ich zwei grosse Adventskränze. Einer davon bekommt meine Mutter, der andere steht in unserem Wohnzimmer. Das ganze Jahr über sammle ich, was sich zum Dekorieren eignet: aus Blumenarrangements, von Geschenkpackungen, aus Dekorationen von Anlässen. Alles kommt in den Keller ins Kistchen und für die Adventsdekorationen wird es wieder hervorgekramt. Mit Blumendraht werden die Kostbarkeiten Adventskranz tauglich gemacht und gesteckt. So entstehen Arrangements, die immer auch Erinnerungen an Feste oder Ereignisse aus den letzten Jahren beinhalten – eine Art von Jahresrückblick in der Vorfreude auf Weihnachten.
Eva
Heute schreibe ich Elfchen, eine Gedichtform mit elf Wörtern, verteilt auf fünf Zeilen, in die erste Zeile ein Wort, die zweite zwei Worte.. bis zur letzten Zeile mit einem Wort.
Halt,
bleib steh'n!
Sieh, welche Pracht
die Birken und Lärchen -
Herbstgeschenk.
Herbstgeschenk
rotgoldne Lärchen
von Birken begleitet
Gemeinsam ein stimmiges Bild.
Brueghel
Margit
Mit Maske durch die Fußgängerzone, keine Verabredung im Café, Shoppen ohne Spaß, brauche ich überhaupt etwas? Nein, nicht einmal einen Lippenstift. Während sich am heutigen Black Friday, vor dem verschärften Lockdown noch einmal viele Leute in die Innenstadt wagen, genieße ich lieber die Natur.
26. November 2020
Monika
Der grosse Weihnachtsbaum am Tessinerplatz in Zürich Enge ist da! Ihn ganz aufs Bild zu bekommen scheint unmöglich. Im Blog der Hobbyfotografen Zürich wird ganz schön darüber geklagt und trotzdem werden die besten Tipps ausgetauscht. Ich habe mich für die einfache Variante entschieden. Das was grad möglich ist, ein Ausschnitt eben auf Augenhöhe. Pragmatisch werden und auszuloten, was gerade gut möglich ist, das haben wir in den letzten Monaten gut gelernt.
Eva
Neues ausprobieren, neue Wege suchen, um Kunden zu finden, all das hätte ich mir am Anfang des Jahres weder gedacht und noch träumen lassen. Zuerst gestaltete ich meine Webseite, dann konnte ich meine Schreibwerkstätten nicht mehr in liebgewonnener Runde gemeinsam schreibend und lesend verbringen. Covid 19 und der damit verbundene Lockdown zwangen mich, erfinderisch zu werden. Meine Schreibanregungen verschicke ich nun in persönlichen Briefen, ganz bewusst nicht online zum Herunterladen, sondern mit der Post, damit man sich auf etwas freuen kann und etwas Schönes in der Hand hat. Denn Schreiben ist etwas Sinnliches, ein Handwerk, da fließen Gedanken aus der Feder mit Tinte aufs Papier.
Heute war Premiere für mich: mein erstes Online Video wurde von Wien aus per zoom gedreht, da ich am lights-on Adventmarkt online meine Angebote zum Schreiben anbiete. Da musste ich kurzer Hand das Wohnzimmer in ein kleines Film- und Fotostudio umwandeln. Es hat Spaß gemacht und ich bin schon SEHR neugierig auf das Ergebnis….
Margit
Es gibt neue Beschlüsse: Der Teil-Lockdown wird bis mind. 20. Dezember verlängert. Gastronomie und Kultureinrichtungen bleiben weiterhin geschlossen. In Hotels dürfen Touristen nicht beherbergt werden. Private Zusammenkünfte werden von bisher 10 auf 5 Personen und maximal zwei Haushalte beschränkt, nur Kinder unter 14 sind ausgenommen. Vom 23. Dezember bis 01. Januar sollen Treffen im engsten Familien- und Freundeskreis bis maximal 10 Personen möglich sein. Je nach Größe des Ladens sollen sich weniger Personen in Geschäften aufhalten dürfen und die Maskenpflicht künftig auch vor den Läden und auf Parkplätzen erweitert werden. Kitas und Schulen bleiben offen. Generelle Maskenpflicht ab der 8. Klasse. Allerdings können die Bundesländer selbstständig lockern oder verschärfen.
Die Zukunft liegt weiterhin auf Eis.
25. November 2020
Monika
Weihnachtsmarkt im Quartier. Alle grossen Weihnachtsmärkte in der Stadt Zürich wurden abgesagt. Jetzt greifen die Quartiere zur Eigeninitiative und veranstalten im Quartier an zentralen Plätzen kleine Weihnachtsmarktoasen, wie hier am Tessinerplatz in Zürich-Enge. Ein bisschen heile Welt auf kleinstem Raum.
Eva
Großer Aufschrei in den Medien: Nikolaus und Krampus können heuer nicht zu den Kindern kommen! Ein Nikolaus aus einem Salzburger Gebirgsgau ist erfinderisch, stand in der Zeitung: er kommt online zu den Kindern. Die Eltern können sich aussuchen, was er ihrem Kind ganz persönlich sagen soll, in welcher Umgebung er sein soll… und das spielen sie dann ihren Kleinen vor. Eine Szene dafür hat er sogar im Schnee gedreht.
Heute habe ich beide entdeckt, bei unserem Bäcker im Ort: Nikolaus und Krampus zum Anfassen, zum Essen, ganz analog. Herrlich, ich freu' mich! Ob sich einer der beiden auch zu mir verirren wird??
Margit
Außer Live-Streaming-Konzerten wird seit Wochen auf der Veranstaltungsseite der Zeitung kaum noch etwas angeboten; Theater, Kino - nichts. Im Sommer gab es wenigstens einmal ein Corona konform organisiertes Open Air-Kino-Erlebnis mit "Bohemian Rapsody" und ein Picknickdecken-Jazz-Konzert in einem Schwimmbad zu genießen. Heute vielleicht einmal Kino zu Hause? " Die Liebe in Zeiten der Cholera" oder "Jenseits von Afrika" oder lieber "My big fat Greek Wedding"? Denke, dass der letztere das Rennen macht! Einmal wieder herzlich lachen!
24. November 2020
Monika
Eine Amaryllis im Haus zu haben ist immer ein Geschenk. Viele Amryllis in einer Vase, das sind schon Vorboten für Weihnachten, Vorfreude und Staunen über so viel Schönheit und Pracht.
Eva
In einem Monat feiern wir schon Weihnachten. Am Wochenende ist bereits der erste Adventsonntag. Ob ich von meiner Freundin den bestellten Adventkranz bekomme? Sie ist mit Corona noch bis Donnerstag zu Hause, das habe ich erst vor ein paar Tagen erfahren. Es geht ihr bis auf den Verlust des Geschmacksinns ganz gut, meinte sei. Gott sei Dank!
Da ist es dann wirklich egal, ob wir hier schon wieder im Nebel sitzen. Ich erfreue mich an der noch immer Blüten tragenden Hortensie und den wunderbaren bunt gefärbten Blättern!
Heute haben wir in meiner Mädelsgruppe über Zoom mit Sekt und Germgugelhupf Geburtstag gefeiert.
Feiern geht immer, da finden wir schon einen Weg! Happy Birthday!
Margit
Nach einem vermutlich kollektiven und interaktiven Fernsehabend in unseren drei Ländern, #Gott, bin ich in Gedanken bei einer guten Bekannten, die mit ihren 84 Jahren bei klarem Verstand war, jedoch unter zahlreichen anderen Leiden nur noch mit Hilfe eines Sauerstoffgerätes atmen konnte. Sie hatte zuvor immer ein selbstbestimmtes Leben geführt. Es war erfüllt und sie war mit Gott im Reinen. So entschied sie sich an einem Tag im August 2019, diese Welt zu verlassen. Ich konnte und kann es noch heute gut verstehen und bin froh für sie, dass es in Kanada möglich war.
Dass heute wieder ein strahlender Tag beginnt, ist ein Zeichen.
Es sagt: Genieße das Leben!
23. November 2020
Monika
Einer meiner Lieblingsplätze am See ist die Seebadi Mythenquai bei uns im Quartier. Im Sommer ist sie gut besucht von Badegästen und Kindern aus der ganzen Stadt, weil dies die einzige Badi am See mit Sandstrand ist. Im Frühjahr wird lastwagenweise Sand angekarrt und der Sandstrand aufgefüllt. Im Winter ist die Badi für Fussgänger offen. Am See zu sitzen und aufs Wasser zu schauen ist ein Moment Ferienglück. Weit ab vom Alltag still werden und die Gedanken in ruhige Bahnen lenken. Das tut gut.
Eva
Wann werden die Corona-Ampeln wieder auf freie Fahrt schalten?
Wahrscheinlich auch schon zu einem Zeitpunkt, an dem noch nicht klare Sicht herrscht. Also etappenweises Vorwärtswurschteln nach dem zweiten Lockdown ab 7. Dezember, bis zum nächsten Stopp? Wegen Weihnachten und wegen des Weihnachtsgeschäfts.
Das hast nichts mit dem Fest Christi Geburt zu tun.
Um diese Ankunft zu feiern, müssten wir einem anderen Stern folgen, dazu brauchen wir keine Ampeln, sondern ein waches Herz, das darauf vertraut, den richtigen Weg zu finden.
Margit
Eiskalt weht der Wind um meine Nase auf dem Weg zur Fahrrad-Werkstatt. Die Saison ist für größere Touren leider endgültig vorbei. Ich bringe mein Rad zur Inspektion, um mit ihm im Frühjahr wieder durchstarten zu können.
22. November 2020
Monika
Seit über 20 Jahren schwebt der füllige Schutzengel in der 24 Meter hohen Halle des Hauptbahnhof Zürichs. Getragen von vier Stahlseilen, schwebt die 1,2 Tonnen schwere und 11 Meter lange Skulptur rund 15 Meter über dem Boden. Das linke Bein leicht angewinkelt, scheint es, als möchte sie losfliegen und einen Tanz in den Lüften hinlegen. L’ange protecteur gestaltet von der Künstlerin Niki de Saint Phalle, beschützt die Reisenden. Sie trägt einen bunten Badeanzug. Ein Herz und ein Kleeblatt zieren den Stoff auf ihren prallen Brüsten. Selbstbewusst stellt sie ihre Rundungen zur Schau. Man kann sie nicht übersehen. Ihre kräftigen Arme und Beine sind blau – in der Farbe, die beruhigend wirkt und für Sicherheit steht. Der verhältnismässig feingliedrige Kopf ist gesichtslos. Weit aufgespannte goldene Flügel schimmern auf ihrem Rücken. Die zwei silbernen Vasen, welche die Engelsfrau mit ihren Händen umklammert und zwischen denen drei Verbindungsdrähte rot leuchten. symbolisieren Lebenslinien, in denen gute Energie fliesst.
Um von ihrem Herkunftsort Kaliforniern in die Schweiz zu gelangen, musste l’ange protecteur grosse Strapazen auf sich nehmen: Da die Engelsfrau ein bisschen zu viele Kilos auf den Hüften hat, wollte sie in kein Frachtflugzeug passen. In drei Teile zerlegt, wurde sie mit einem Schiff von Kalifornien über Rotterdam nach Basel transportiert. Von dort aus kam die Engelsfrau mit einem Lastwagen nach Zürich.
Eva
Du Schöne! Die Frostnadeln bringen deine filigrane Schönheit noch mehr zur Geltung. Hast den ersten Frost deines Lebens überstanden. Wie viele werden noch folgen?
Margit
Heute Morgen besuchten mich ein Rotkehlchen und eine Meise auf meinem Balkon, um mir zu sagen, dass ich sie ab jetzt unbedingt mit Futter versorgen möge.
21. November 2020
Monika
In meinem Lieblingsladen gibt es jede Menge schönen, neuen Weihnachtsschmuck und alles, was es braucht um ein Zuhause festlich (aber auch trendy, wie mir die Verkaufsberatung zusichert) zu schmücken. Besonders angetan haben es mir diese orangefarbenen Stoffrosen mit Glitzer. Wie schön wären die auf einem Adventskranz in einem Gesteck oder um die alte Suppenschüssel drapiert. 10 Franken kostet das Stück, drei bräuchte ich mindestens, damit das Ganze auch „ä Gattig macht“ (= nach etwas aussieht), fünf wären noch besser. Nach langem Abwägen siegt die Vernunft: Dieses Jahr gibt es keine Stoffrosen mit Glitzer.
Eva
Die erste richtig kalte Nacht mit Minusgraden liegt hinter uns. Dem klaren Abendhimmel nach zu schließen dürfte eine weitere folgen. Gut, wenn man vorgesorgt hat, sowohl im Garten als auch im Haus.
Margit
Und plötzlich ist es Winter. Die roten Dächer der Nachbarhäuser zeigen sich wie mit Puderzucker bestäubt. Schon wieder Wochenende. Die Tage, Wochen, Monate fließen einfach so dahin. Mir fehlt ein Ziel, fühle mich in einer Art Zwischenleben. Alles ist offen und ungewiss. Vor einem Jahr plante ich meine nächste Reise. Jetzt gibt es keine Pläne.
20. November 2020
Monika
Wieder leuchten sie, die vielen kleinen Lichter am langen Kamin im Sihlcity. Ein sicheres Zeichen dafür, dass die Adventszeit da ist. Lucy, unsere Beleuchtung an der Bahnhofstrasse wurde schon gestern eingeschaltet. Das ist immer ein besonderer Moment. Die Stadt wird still und Lucy leuchtet. Mir wird dabei immer ganz feierlich. Und wenn dann noch das „Märlitram“ um die Ecke kurvt, dann ist Weihnachten nicht mehr weit.
Eva
Wenn Hundeaugen sprechen könnten, würde dieser Blick wohl heißen: Und wann heizt ihr endlich ein?
Margit
Wir sollen und können nicht reisen. Trotzdem begebe ich mich heute auf eine Weltreise, na ja, jetzt eben durch den Supermarkt. Heidelbeeren aus Peru, Mangos und Bananen aus Costa Rica, Orangen aus Spanien, Tomaten aus Holland, Kiwis aus Neuseeland, Rotwein aus Südafrika, Kalifornien, Frankreich und Spanien, Lachs aus Norwegen oder Alaska, Olivenöl aus Italien, Schwarztee aus Ceylon, Salz aus dem Himalaya und in Schokolade, wie auch in unzähligen anderen Lebensmitteln wurde Palmöl von gigantischen Plantagen in den Tropenländern verarbeitet. Würden wir verhungern, wenn sie alle keine Reisen mehr machen dürften?
19. November 2020
Monika
Ein goldener Morgenhimmel – was für ein Einstieg in den Tag! Der Tag soll golden bleiben, das wünsche ich mir. Und er beginnt schon gut: eine SMS von meiner Schwester, die ihren Arbeitstag am Unispital Zürich beginnt, trifft ein. Mit lieben Worten für den Tag, der für sie herausfordernd sein wird. Eine Freundin meldet sich mit Neuigkeiten aus ihrer Arbeitswelt im Altenheim. Wir halten zusammen, diejenigen aus den „systemrelevanten“ Berufsfeldern und stützen uns gegenseitig. Schön, das zu spüren.
Eva
Ja, es ist so, ich gebe es freimütig zu. Einer meiner absoluten Lieblingsräume ist die Küche. Da wird nicht nur gekocht, sondern auch mit Pflanzen experimentiert. Hier mein Stolz dieses Sommers: Ingwer! Die erste Ernte habe ich auch schon eingebracht und der Kürbissuppe damit etwas Schärfe verliehen. Gut, dass ich drei Fenster in der Küche habe, und somit viel Stellfläche für Pflanzen…
Margit
Endlich Regen! Für die Natur ist es weiterhin viel zu trocken. Am Nachmittag ist es wieder hell und ich laufe los. Ist es der kalte Wind oder sind es Sonnenstrahlen, die mir Tränen in die Augen treiben oder ist es etwas anderes? Mein Lieblingscafé und Restaurant ist verwaist. Hoffe, dass es nicht wie andere auch, in Schieflage gerät. Demnächst werde ich einmal eine Mahlzeit zum Mitnehmen bestellen
18. November 2020
Monika
Hauptbahnhof Zürich - Wo sonst 500’000 Pendler pro Tag unterwegs sind, ist heute um 18.15 gähnende Leere. Kein Mittwochmarkt, keine Grüppchen, die sich für den Ausgang treffen – nur Ruhe und grosszügige Weite. Wie vorausschauend da Menschen vor 160 Jahren geplant haben, versetzt mich in Erstaunen. Dieser Mut, Gross zu denken, zu planen und umzusetzen, ohne die zukünftige Entwicklung zu kennen, lässt mich staunen. Wo lässt sich in unserer Zeit diese uneingeschränkte gedankliche Weite erkennen?
Eva
Kontemplation pur: ich und mein Gemüse. Schnippeln, Strukturen bewundern, Farben arrangieren, ins rechte Licht rücken, mich freuen, was die Natur wundervolles, ästhetisches hervorbringt. Und das alles beim Mittagessen Kochen.
Ob es fertig wird, wenn ich noch weiter in die Gemüsefreude versunken bin und statt den Kochtopf zu holen um den Fotoapparat eile?
Es ist fertig geworden, denn darin habe ich schon Übung, kochen und fotografieren ergänzen und bedingen einander in meiner Küche. Was es geworden ist möchtest du wissen? Mangoldgemüse mit Ziegenkäseröllchen im Speckmantel, sehr lecker! Das rot-gelbe waren einmal Mangoldstiele.
Margit
„Ausdauer ist das Fundament aller Tugenden.“ Es ist der Spruch auf dem Schildchen meines Teebeutels heute Morgen. Diesen heißt es für die nahende Winterzeit, welche 89 Tage dauern wird, zu verinnerlichen. Wenn es nur immer so einfach wäre.
17. November 2020
Monika
Mitarbeitergespräch einmal anders – wir gehen dem See entlang im Gespräch über die aktuellen Herausforderungen. Die Sonne wärmt unsere Körper. Die wunderbare Landschaft lässt uns optimistisch und voller Zuversicht auf die Situation blicken. Wir gehen bewusst Schritt für Schritt gemeinsam auf dem Weg. Was brauchen wir, was brauchen die anderen? Welche Botschaften braucht es jetzt für die Mitarbeitenden, welche Signale?
Eva
Österreich befindet sich seit heute wieder im strengen Lockdown. Nur für wichtige Besorgungen und Tätigkeiten darf man das Haus verlassen. Gott sei Dank auch für’s Gassigehen, das gerne auch eine lange Gasse, sprich eine kleine Wanderung sein darf. Hund Jimmy und ich wohnen im selben Haushalt, also halten wir uns ganz vorbildlich an die Vorschriften! ;-)
Was mir auffällt im Vergleich zum ersten Lockdown im März, es sind mehr Menschen unterwegs, sowohl zu Fuß als auch im Auto. Die Umgebung wirkt nicht so ausgestorben wie im Frühling. Hoffentlich gehen die Infektionszahlen runter. Von Montag, 16. November, auf Dienstag, 17. November, gab es 1.230 neue Covid-positive Fälle in Oberösterreich - nach 917 am Vortag.
Margit
Habe ein schlechtes Gewissen. In Österreich darf man das Haus seit heute fast nicht mehr verlassen und ich treffe mich mit einer Freundin auf einem Waldparkplatz, um gemeinsam einige Kilometer durch den noch immer bunten Herbstwald auf breiten Wegen zu wandern. Beim Laufen halten wir Abstand, laufen hintereinander, wenn uns Leute entgegenkommen und besonders, als wir auf einer Bank rasten. Unser Ziel ist eine Waldgaststätte, die natürlich und leider jetzt geschlossen bleibt.
16. November 2020
Monika
„Ein Mensch kann nicht auf Erden leben, wenn er nicht ein Stückchen Kopf und Herz im Himmel hat“, sagt Phil Bosmans. Und wenn der Himmel dann noch so blau ist, wie ich ihn heute erlebt habe, dann öffnen sich Kopf und Herz für das Wesentliche – das Leben im Moment mit allen guten Gefühlen und Gedanken.
Eva
Ab morgen ist wieder alles zu; Geschäfte (außer Lebensmittel u.ä.), Dienstleiter, die Gastronomie und die Kultur sowieso. Auch unsere Bibliothek, die bis heute noch offen halten durfte, um unsere Leser mit „Stoff“ zu versorgen. Da aber Bücher nicht zu den lebensnotwendigen Gütern zählen, bleiben sie eingesperrt, weggesperrt von den Menschen, die jetzt viel mehr Zeit zum Lesen hätten. Meiner Meinung nach nähren Bücher sehr wohl: und zwar den Geist, die Phantasie, sie regen an und sind noch dazu kalorienarm. Aber, wer fragt schon mich? So bleiben wir nun brav zuhause. Gut, dass bei uns immer viele ungelesene Bücher vorrätig sind, so hat dieses Laster, der Bücherkaufrausch, endlich seine Berechtigung!
Den Kommentar einer lieben Freundin zum Foto des Weihwasserspenders muss ich noch schreiben, ich zitiere: "ich hab mir in einer Wiener Kirche aus Versehen schon mit Weihwasser die Hände desinfiziert 😂 erst beim Hinausgehen hab ich den Irrtum bemerkt".
Margit
Ein großer Mann, hager, blond, in langem schwarzem Mantel betritt die Vorhalle eines Bahnhofs, zieht seine Maske herunter und niest kräftig in die Mitte. Vergangene Nacht hat nun auch C19 Eingang in meine Träume gefunden. Über einen ähnlichen Vorfall in einer Bäckerei wurde mir am Telefon erzählt. Solange es solche Mitbürger gibt, werden wir den gefährlichen Winzling bestimmt nicht los. So plant heute auch die Politik Deutschlands härtere Maßnahmen. Erst spät am Abend wird diese erneut schwierige Entscheidung auf die kommende Woche vertagt. Eigenverantwortung ist das Wort des Tages. Jeder Kontakt, der nicht stattfindet, ist gut für die Bekämpfung der Pandemie. Maximal eine weitere und nur diese Person außerhalb der in einem Haushalt lebenden, sollte der einzige Kontakt für die nächsten Wochen bleiben. Kein Licht in Sicht, außer dem am Himmel.
15. November 2020
Monika
Vermicelles – ein Herbstgenuss pur. Biscuitboden, Vermicelles (süsses Kastanienpüree) und Schlagsahne, so ist die Herbstversuchung in unseren Konditoreien zusammengestellt. Mein erstes Vermicelles dieses Jahr habe ich im Wallis gegessen, nach einer mehrstündigen Wandertour den Suonen (Wasserleitungen) entlang bei nebligen Nieselwetter. Unser Ziel war ein verschlafenes Walliserdorf und dort wartete ein urchiges Restaurant auf uns – mit den herrlichsten Vermicelles, die man sich nur träumen kann. Vermicelles heissen die französische Suppennudeln, vers bedeutet aber auch Würmer. Ob Würmer oder Nudeln – es schmeckt einfach köstlich.
Eva
Alle stellen sonnige Wanderfotos aus „Status“ bei whatsapp. Wenn ich aus dem Fenster blicke, sehe ich nur Nebel. Im Kremstal herrscht diesbezüglich Beständigkeit. Dass diese Witterung aber auch sehr stimmungsvoll sein kann und für ein Fotografinnenauge viel zu bieten hat, erlebe ich bei meinem Ausflug ins Stift Kremsmünster. Da fällt die Entscheidung schwer, welches Foto wähle ich aus für heute, stellvertretend für alle?
Margit
Die Bundeskanzlerin meint: "der vor uns liegende Winter wird uns noch viel abverlangen.“ Der neue harte Lockdown in Österreich ist erschütternd. Wer weiß, was uns am Montag verkündet wird?
Heute aber genieße ich noch diesen Frühlingstag im November auf einer Tour durch die Weinberge zusammen mit einer Freundin. Auch der Admiral gesellt sich wieder zu uns.
14. November 2020
Monika
Der Glanz der alten Bäderhotels nimmt mich heute ganz für sich ein. Jetzt möchte ich hier an einem Ball sein und im wunderbaren Kleid zu beschwingter Musik tanzen. Champagner trinken, plaudern, lachen und ganz einfach fröhlich sein. Ich mache mich auf und beginne meine innere Zeitreise zum Wiener Walzer, mit gebratener Gans und heisser Zwiebelsuppe um Mitternacht. Und ich drehe mich zur Musik bis mir schwindlig wird.
Eva
Wir haben es ja geahnt und befürchtet, soeben hat es die Bundesregierung in einer Sondersendung bestätigt: ab Dienstag ist Österreich wieder im Lock down, wie im Frühjahr, allerdings auf nicht ganz drei Wochen begrenzt, bis 6.12. Das wundert mich sehr, denn der erste Lock down hat zwei Monate gedauert, obwohl die Zahlen nur ein Bruchteil von den derzeit aktuellen waren. Wurde damals überreagiert? Oder diesmal alles verschlafen? Anders kann ich mir das fast nicht erklären. Glaubt die Regierung wirklich, dass dieses Mal drei Wochen ausreichen? Oder ist der nächste Lock down schon für Anfang 2021 geplant? Das erinnert mich ein bisschen an das Spiel Mühle – Mühle auf, Mühle zu –oder an das Meer, immer wieder kommt eine Welle.
So viele Fragen, die sich da auftun: wie lange wird das wirklich dauern, halten sie uns nur hin, macht die Wirtschaft soviel Druck, ist diese Lobby stärker als die der Eltern und Schüler?? Wer soll das wirklich alles zahlen, woher kommt plötzlich das viele Geld, wie wird sich dieses Schuldenloch auf unsere Zukunft und die unserer Kinder auswirken??
Meine Freundin meinte -bleiben wir trotzdem positiv gestimmt...und negativ getestet!!! Das wünsche ich uns allen. Beklemmend ist es trotz allem.
Margit
Martinisommer, stahlblauer Himmel, die Pappeln leuchten golden im Sonnenlicht. Der Herbst zeigt sich noch immer von seiner schönsten Seite. Auf meiner Wanderung mit einem Freund malen Flugzeuge ein Muster an den Horizont. Wohin sind sie wohl unterwegs? Sehnsucht!
13. November 2020
Monika
Heute habe ich einen Adventskalender von meiner Tochter erhalten. Es ist jenes Stück heile Welt, das ich gerade so dringend brauche. Und sie hat das gespürt. Ich bin dankbar dafür, so innig mit ihr verbunden zu sein. Mein Teil von mir, der sich verselbständigt hat und doch so sehr ist, wie ich bin: meine grosse, schöne, kluge Tochter.
Eva
„Wer auf Gott vertraut, der braucht kein Kraut“. Warum das so ist, das hat sich mir bisher noch nicht erschlossen. Nicht mal Doktor Google konnte mir das erklären.
Ich bin nicht abergläubisch, aber als mir heute beim Kochen ein Krautengerl entgegenlachte, dachte ich mir: schaden kann‘s ja nicht! Und nachdem wir es uns als Krautsalat verinnerlicht haben, wird uns heute sicher nichts mehr passieren. (Hoffentlich).
Dank Kraut-Schutzengerl am Freitag, den 13.
Margit
Freitag, der 13. Eigentlich bin ich nicht abergläubisch, aber... Zur Sicherheit nehme ich heute mal wieder meinen Talisman mit, den meine japanische Freundin für mich beim gemeinsamen Besuch in einem Tempel in Koyasan erstanden und geweiht hat.
12. November 2020
Monika
Die Bahnstation von Wädenswil liegt direkt am See. Die Promenade scheint heute Morgen im Nichts zu verlaufen. Doch hinter den Bäumen liegt er, der See. Vieles, das jetzt vor uns liegt, ist nicht zu sehen - scheint grau und undurchdringlich. Erst einmal wird der Winter kommen. Aber dann – ganz sicher auch wieder Frühling und Sommer.
Eva
Donnerstag ist Gemüsetag. Genauer gesagt: Gemüsekistentag. Denn da gibt’s immer das frische Gemüse von Magdalena, die mit ihrer Familie viele Familien mit schmackhaftem Bio-Gemüse versorgt.
Und was für Sorten es da gibt! Heute zum Beispiel ein Kohlgewächs, das es bei uns im Handel nicht gibt, zumindest hab ich es noch nie gesehen: Tatsoi! Kommt aus der asiatischen Küche und ist auch ein echter Augenschmaus.
Fast zu schade zum Essen, denn Tatsoi könnte glatt als Blumenstrauß durchgehen! Das wäre mal eine Idee, ein Geburtstagsgruß der gemüsigen Art für Vegetarier. Happy Mahlzeit!
Margit
Oh wie schön! Die Sonne scheint. Minuten später wächst der Himmel von Westen her wieder zu. Erst sind es dicke weiße Wolken, dann folgen dunkelgraue in Wellen – eine Anspielung auf die nun 8 Monate währende Pandemie? Bis auf wenige, sind deutsche Schulen für den Präsenzunterricht weiterhin geöffnet bei ca. 300.000 Schülern und ca. 30.000 Lehrkräften in Quarantäne. Die Familien müssen irgendwie damit klarkommen.
11. November 2020
Monika
Morgenhimmel über Zürich – Die Engel backen jetzt Lebkuchen, hat meine Grossmutter zu uns Kindern immer gesagt. Schön mir das vorzustellen: Dieses fröhliche Treiben in der himmlischen Backstube. Die süssen Düfte, die organisierte Emsigkeit der kleinen Engelchen und die Wärme, die das Backen immer bringt. Ich sehne mich zurück an die meine unerschütterliche Gewissheit, dass der Nikolaus uns diese ganz sicher bringen wird.
Eva
Heute 11.11. um 11 Uhr 11 beginnt die Faschingszeit!!
Habt ihr auch schon alles besorgt, Masken, Konfetti, Faschingskrapfen?
Oder – haben wir nicht schon seit langem Fasching? Vielleicht sollte ich mich eher auf das Ende freuen – wenn DEMASKIERUNG angesagt ist. Irgendwie ist vieles grad ganz verkehrt, Tag täglich. Im Kindergarten gab es den Verkehrt-Tag, aber eben nur einen Tag lang, einmal pro Woche. Bei uns Erwachsenen jetzt aber jeden Tag, sollten wir nicht von den Kindern lernen??
Wir haben eine neue Zeitrechnung, immer Verkehrt-Tag, immer Fasching, immer viele Narren unterwegs… einer in den USA beharrt sogar auf immerwährende Narrenregierung.
Margit
11.11. 11Uhr11 - Der Auftakt zum Karneval 2020 fällt in Deutschland diesmal aus! Der Martinstag, an dem sonst die Kinder mit ihren Laternen durch die Straßen ziehen, ebenso. An diesem grauen Tag - my highlight of the day - ein Video-Call aus New York! Meine deutsche Freundin nimmt mich mit auf ihren Spaziergang entlang des East River mit Blick auf die Skyline von Manhattan. Mein Ausflug in eine andere Welt- so fern und doch so nah. Sie berichtet vom Jubel aus den Fenstern der Hochhäuser um sie herum, als das positive Wahlergebnis bekannt wurde. Es hatte sie und viele andere am Samstag die Pandemie kurzzeitig vergessen lassen. Es ist ungewöhnlich warm an diesem Novembertag. Kinder treiben Sport im Park, dabei, der Trainer mit Maske, kleine Gruppen sitzen auf dem Rasen beieinander, trinken Rotwein bei untergehender Sonne.
Sie fehlt mir.
10. November 2020
Monika
Ein gelber Pfeil mitten im Wohnquartier in Pfäffikon. Wow – diese Kraft. Was für eine Energie, so leuchtendes Gelb und so viel positive Lebenskraft.
Eva
Yoga mit Anna. Wie ich es vermisse. Aber sie stellt Videos online, dann gibt’s Yoga in meinem Büro. In wie vielen Wohnzimmern Anna wohl nun präsent ist, ohne es zu wissen? Hab Dank, liebe Anna, deine Yoga Sessions sind nun fixer, mich aufbauender Bestandteil meiner Abende! :-)
Margit
Ein Impfstoff, der 90% Schutz verspricht, scheint gefunden. Euphorie. Die Lockdown-Maßnahmen beginnen langsam zu greifen. Wird die Zeit reichen? Jetzt heißt es durchhalten mit Perspektive. Konzertieren wir weiter in unseren vier Wänden.
9. November 2020
Monika
Novemberabende – ich mag die dunklen Abende, wenn langsam überall die Lichter in den Fenstern scheinen und sich dort und da die Vorboten der Adventszeit erahnen lassen. Licht im Dunkel - auch jetzt ein Bild, das in viele Lebenssituationen passt. Ein Licht anzünden, für jemanden, der es braucht. Licht bringen, dort wo viel Dunkel ist. Wir haben zu tun!
Eva
Spaziergang am Abend, irgendwann sollte ich doch an die frische Luft. Es herrscht gespenstische Ruhe. Wir begegnen nur einem jungen Mann, der uns mit einem kleinen Kübel entgegenkommt, grüßt, und meint, dass wir bald nach Hause müssen, denn ab 20 Uhr sollte man dort sein. Aber zum Spazieren darf man auch in der Nacht hinaus! Bin schon gespannt, wie es weitergeht, diese Ausgangssperre gilt 10 Tage, was kommt dann? Der Minister stellt schon verschärfte Maßnahmen in den Raum, wenn die Zahlen nicht runtergehen. Derzeit steigen sie noch immer!!
Margit
Blauer Himmel, Sonnenschein pur! An einem Tag, wie diesem, treten alle Probleme der Welt für mich plötzlich in den Hintergrund. War da die Rede von einem Virus, gar von einem Lockdown? Es zieht mich hinaus, allein.
8. November 2020
Monika
Schatten – im Moment überall. Das Virus ein Schatten unsichtbar, nicht be-greifbar und doch so mächtig. Die nächsten Tage mit ihren Aufgaben sind erst schemenhaft erkennbar. Was werden sie an Herausforderungen bringen? Was hilft, den oder die Schatten einzudämmen, zu bezwingen? Was gibt meinen Mitarbeitenden Zuversicht? Was hilft mir in den nächsten Stunden?
Zürich, Museum Rietberg, Geschichten übers Leben und die Welt, Schattentheater aus Java
Eva
Treffen mit zwei Freunden zum Wandern. Zwei Autos, viel Abstand beim Gehen, wir sind froh, dass wir diese Möglichkeit noch haben. Andrea befürchtet, dass die Schulen wieder schließen werden, die Zahlen der Neuinfektionen sind so hoch. Oberösterreich hat den größten Zuwachs in ganz Österreich.
Karlis Hausarzt meinte, heuer kommt das Christkindl mit der Maske. Hoffentlich erkennen wir es überhaupt noch und dürfen es ins Haus lassen . Der Abstand zum Christkind war bei vielen auch vor Corona schon groß. Hauptsache, es stellt die Packerl vor der Haustüre ab, oder bedient sich gleich eines Paketdiensts. Mit oder ohne Maske –die Abwesenheit des Christkinds wird leider bei vielen gar nicht mehr auffallen.
Lassen wir und doch wieder anstecken vom Christkind, vom Glauben, der Zuversicht und der Freude!
Margit
Sonntag, der Himmel grau, Hochnebel, Stille, kein Laut zu hören, kein Blatt bewegt sich. Eigentlich ist Ruhe schön, doch auch beängstigend. Leben die Menschen noch um mich herum? Da, es bellt ein Hund und aus einem Kamin gegenüber steigt Rauch auf. Ich drücke auf "Ein" an meinem Radio. Endlich, es spricht jemand mit mir! Ist Telefonieren noch erlaubt? Heute werde ich eine Runde durch den Wald drehen, lesen, etwas Gutes kochen und einmal wieder von Hand einen Brief schreiben.
7. November 2020
Monika
Heute Morgen beim Einkaufen – Qualitäts-Toilettenpapier im Angebot, zum halben Preis und das gleich stapelweise. Und was sind die Botschaften dahinter? Ist es ein Zeichen für die Konsumentinnen und Konsumenten: seht her, wir haben noch so viel WC-Papier, wir können es euch auch zum halben Preis geben. Oder ein Hinweis für Hamsterkäuferinnen: Siehst du, du hast gehamstert, jetzt gibt es das Klopapier zum halben Preis. Oder eine Warnung: Kauft das Toilettenpapier jetzt zum halben Preis, die Welt wird schlimmer und bald wird es keines mehr geben. Und was soll eigentlich der Hund auf der Verpackung?
Eva
Flucht aus dem Nebel. Wo ist Sonne, wohin soll ich fahren, ich muss hier raus! Das Kremstal, ein Nebeltal und wir mittendrin. Manchmal braucht es Sonne, Weitblick, Seelenwärmer, dann muss ich raus, so lange fahren, bis…
Ich musste nicht lange fahren, nur fünf Minuten, aber hinauf, auf die Hochstraße und von dort zur Grünen Erde! Nomen est omen. Genährt an Seele, Freude und Zuversicht kehre ich zurück ins Nebelmeer. Jetzt ist es besser auszuhalten!
Margit
Nachdem sich der Nebel verzogen hat, werde ich "meinen", allein in der Landschaft stehenden Berg, mit dem Rad umrunden. Er ging bereits vor Millionen von Jahren auf Abstand zu seinen großen Verwandten. Nach meiner Rückkehr entwickelt sich dieser 07. November zu einem historischen Tag. Joe Biden gewinnt die Wahl zum 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten und Kamala Harris wird die erste und dazu farbige Frau in der Vizepräsidentschaft! Erleichterung !
6. November 2020
Monika
Meine Mutter (94) strickt für ihr erstes Urenkelkind. Mit jeder Masche fliesst ein guter Gedanke zu den werdenden Eltern und ihrem Baby. Ganz viel Neugier und lebensfrohe Spannung breiten sich im Wohnzimmer aus. Wann wird es kommen? Wie wird es aussehen? Wem wird es ähnlich sein? Wie wird es heissen? Knabe oder Mädchen? Lebensfreude und Hoffnung auf das, was uns erwartet.
Eva
Mittagskaffee im Wintergarten, unserem Lieblingsraum. Wir sitzen in der Sonne, herinnen im Warmen, fühlen uns aber mitten in der Natur. Zeit zu genießen und dankbar zu sein für jeden warmen Sonnenstrahl und alle Freundschaften, die durch diese Zeiten tragen.
Heute Abend unser erster Frauenstammtisch über Zoom, wir wissen uns zu helfen!
Margit
Die Schmierenkomödie in Amerika geht weiter. Die Demokratie wird mit Füßen getreten. In Deutschland gibt es heute über 21.000 neu gemeldete Coronafälle, in USA sind es aktuell 120.000! Eine Freundin ist wieder in der Klinik zur Chemotherapie, nachdem sie sich bereits drei harte Wochen in Isolation einer Stammzellentherapie unterzogen hatte. Heute kommt die Sonne wieder durch. Wie geht es mir doch gut! Ich bin gesund!
5. November 2020
Monika
Mittagspause – schnell über Mittag an die Sonne, runter zum See. Dort am Schiffsteg bin ich alleine. Ich erlaube mir Mund-Nasen-Schutz-Erleichterung. Die Sonne wärmt mein Gesicht, scheint auf meine geschlossenen Augen. Für einige Momente werde ich zur Lichtesserin, zur Sonnenanbeterin und nehme das Licht und die Wärme ganz in mich auf. Ich bin voller Kraft und Energie, bereit zu geben, was die nächste Aufgabe fordert.
Eva
Als die Welt stehen blieb.. sie ist es Gott sei Dank nicht. Maja Lundes Buch über den ersten Lock down im März diesen Jahres ist sehr zu empfehlen. Denn zu schnell vergisst man, wie es war.
Ich habe es gestern erst entdeckt, gleich gekauft und heute schon ausgelesen. Genauso wie in Majas Norwegen haben wir diese Zeit hier auch erlebt. Das verbindet, ob wohl diese Zeit eine trennende ist. Im März wie auch jetzt. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Erde weiterdreht, und wir uns nicht nur um uns herum drehen, sondern uns gemeinsam um den Erhalt von Menschlichkeit kümmern und für die Umwelt engagieren.
Margit
Mein Auto muss zur Inspektion und TÜV. Auf dem Weg zurück schaue ich erst spät auf dem Wochenmarkt vorbei. Die meisten haben bereits den Platz verlassen. So wenig Kontakte wie möglich, ist das Gebot, aber es macht einsam.
4. November 2020
Monika
Pendeln gehört zu meinem Arbeitsalltag. Eine Stunde hin und eine Stunde zurück. Leer ist es geworden in den letzten Tagen. Nur noch die Gebrauchsspuren auf den Sitzen erinnern an all die vielen Menschen, die mit mir unterwegs waren. Wo sie wohl alle sind?
Eva
Trump will die Auszählung vom Höchstgericht stoppen lassen. Da fehlen mir die Worte…
Margit
Die Wahlnacht in Amerika ist noch nicht vorbei. Heute feiert meine liebe Freundin in Südafrika, die von mir sagt, ich sei Ihre kleine Schwester, ihren 80igsten Geburtstag. Ihren 40igsten feierten wir damals zusammen in ihrem Garten. Wir kennen uns seit 1963. Sie ist für mich Familie. Werden wir uns wiedersehen? Gleich rufe ich sie an und anstelle eines riesigen Blumenstraußes, sende ich ihr per Mail das Foto meines Lieblingsblumenladens. Einmal mehr hasse ich dieses Virus.
3. November 2020
Monika
Yoga über Mittag – den Herzraum geöffnet, mit der Erde verbunden, vom Universum umgeben. Kraft tanken für neue Herausforderungen.
Eva
Ab heute: AUSGANGSSPERRE! Bei uns in Österreich. Von 20 bis 6 Uhr. Die Polizei überwacht die Einhaltung, schreiben sie in der Zeitung. Bei uns am Land auch? Die Ausgangssperre war früher eine Strafandrohung für Jugendliche und auch in der Kriegszeit gab‘s das. Sind wir im Krieg? Nein, es ist ein Kampf gegen Unsichtbar, wir wollen das Virus besiegen.
Ich denke, die Natur schlägt zurück, wir haben sie zurückgedrängt, ihr den Lebensraum genommen, den Tieren wie auch den Pflanzen. Was wird uns noch alles bevorstehen?
Der Slogan der Bundesregierung gefällt mir: „Schau auf dich, schau auf mich“. Ich wünsche uns diese gegenseitige Rücksichtnahme. Keinen Krieg, sondern Zusammenhalt verantwortungsvoller Bürger.
Margit
Nebel, so nebulös, wie auch mein Kopf. Die Baustelle lärmt. Habe mir mal das neue Reisebüro angesehen. Es war der schlechteste Tag für eine Neueröffnung. Der Terror-Anschlag in Wien stimmt mich entsetzt und traurig, ob der Opfer und der Angst, die jetzt weiter um sich greift. Als wäre alles nicht schlimm genug.
2. November 2020
Monika
Livestream – Rede der Rektorin für 170 Mitarbeitende an 5 Schulstandorten zu aktuellen Schulentwicklungsprojekten. Die Botschaft muss stimmen, die Technik auch. Technisches Neuland erreicht uns im Schulalltag.
Eva
Noch bemerke ich nichts, keine Änderung meines Alltags. Nur im Kopf, da ist es fühlbar, löst Unruhe aus. Aber ich weiß mir zu helfen, ich gehe sie einfach weg. Und erfahre bei einem Tratsch mit dem Unterkirweger, den ich immer auf dieser Runde treffe, dass auf seinem Grund bei der Errichtung der Erdölbohrturms ein tausende Jahre alter Konglomeratfindling aus der Eiszeit ausgegraben wurde. So sieht Kommunikation und Weiterbildung im Coronazeitalter vor dem zweiten lockdown aus. Passt!
Margit
Süddeutschland 08.00Uhr, der Himmel verspricht, es wird ein schöner Tag, vermutlich der letzte richtig warme in diesem Jahr. Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die von gestern übriggebliebenen dunklen Restwolken.
In ein paar Stunden eröffnet meine ehemalige Chefin ein neues Reisebüro, während andere gerade für immer geschlossen bleiben. Ich nenne es das Reisebüro der Mutigen. So geht positives Denken zu Zeiten der Pandemie. Heute beginnt der von der Bundesregierung beschlossene Teil-Lockdown. Mit einer Freundin (nur ein weiterer Haushalt ist erlaubt) werde ich heute über die Höhen vor meiner Tür wandern gehen-auf Abstand versteht sich.
1. November 2020
Monika
Aus der Rede des Gesamtbundesrates: Gemeinsam gegen die zweite Welle: „Minimieren Sie Ihre sozialen Kontakte.“
Eva
Sprachlos. So ein Morgen, und solche Perspektive für November!?
Ich seh‘ es nicht, kenne niemanden, der betroffen ist und dennoch, es ist da, unter uns, bereitet Sorgen… Es sind komische Zeiten.
Nicht planen können, dem Tag und dem Leben vertrauen, das könnte ich ab sofort auch als Geschenk sehen! So starte ich in diesen besonderen Monat, den November 2020. Ich freue mich auf die Herausforderungen, die mich aus meiner Komfortzone heraus fordern.
Margit
Es ist der erste Tag im November. Die Strahlen der tief stehenden Sonne wärmen noch. Mein Blick schweift über sanfte Hügel, geschmückt mit akkuraten Mustern aus Weinreben, deren Reihen jetzt aussehen, wie mit Gold überschüttet.
Ein Admiral umschwirrt mich, als wolle er sagen, he sieh mich an, ich lebe noch, bin ich nicht schön? Der wie von einem Maler orange-weiß auf schwarz betupfte Schmetterling setzt sich eine Weile auf meine Hand, öffnet und schließt seine zarten Flügel und hebt wieder ab, doch bleibt er in Sichtweite. Mal hier, mal da lässt er sich am feuchten Boden nieder, flattert wieder los, vielleicht um weiterhin meine volle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Weiß er, dass mit dem Fall der bunten Blätter auch seine Stunden gezählt sind?